Lichterloh.interview

Wie würdet Ihr Euch und Eure Musik in kurzen Stichpunkten beschreiben?

Roman: Wir: ganz unterschiedliche miteinander befreundete Gestalten, insgesamt ziemlich gut gelaunt und voller Überraschungen. Unsere Musik: rockig, popig, nachdenklich, euphorisch, hoffnungsvoll, abwechslungsreich.

Malte: PopRockNational, geradeaus ohne verkopfte Umwege

Wie seid Ihr zur Musik gekommen? Einflüsse?

Gunnar: Durch meinen Vater, der in verschiedenen Bands Gitarre spielte. Habe mich zuerst nur fürs Schlagzeug interessiert, später kamen Keyboards und Gitarre dazu, wobei letzteres nun fast mein Hauptinstrument ist. Musikalisch gesehen habe ich wohl die vielseitigste Plattensammlung von uns allen, da sind Sachen bei, die will sonst kein Mensch hören. Die wichtigsten Einflüsse für Lichterloh sind aber wohl Bands wie Selig & Nationalgalerie…

Roman: Bei mir auch übers Schlagzeugspielen. Wiederum weil ich bestimmte Bands so faszinierend fand, dass ich selber Musik machen wollte. Z.B. Genesis, Sting, Police, Peter Gabriel, Pink Floyd, Live; Pearl Jam, Selig, Foo Fighters, Alanis Morrisette, Niels Frevert

Malte: Ich habe als ich klein war häufig Platten von meinem älteren Bruder gehört, obwohl das zu der Zeit mehr so 80er Kram war. Aber da hab ich immer schon auf die Beats gestanden, sie mit dem Mund imitiert, also quasi so ne kleine Beatbox gegeben oder mir ne Maccaroni als Kippe in den Mundwinkel geschoben und dann auf irgendwelchen Töpfen, Kissen und Tassen rum gehauen. Mein Vater hat mir eine Zeit lang Klavierunterricht gegeben, aber da hab ich dann häufiger den Klavierdeckel zugemacht und darauf getrommelt, das fand ich irgendwie spannender.

Die obligatorische Frage: Lieber im Studio oder auf der Bühne?

Gunnar: Für mich ganz klar Bühne!

Roman: Beides gut. Im Studio kann mal basteln, ausprobieren und Ideen verwirklichen. Live geht es um die Leute, die Band und um einen guten Gig.

Malte: Wie schon Roman sagt, ist es im Studio sehr interessant, weil du an manchen Sachen so dermaßen herumtricksen kannst, dass sie nachher beim Abmischen total anders klingen als du sie vorher eingespielt hast. Als wir mit Steffi Stephan und Jan von den H-Blockx im Studio waren, hab ich da doch teilweise schon derbe mit den Ohren geschlackert. Dazu kommt, dass du im Studio dermaßen exakt spielen musst, das ist teilweise schon eine ganz schöne Herausforderung. Live "darf" man teilweise vielleicht schon ein bisschen schlampen, obwohl ich da gar nicht drauf stehe und dann besprechen wir auch schnell nach nem Gig, was an welcher Stelle vielleicht daneben war. Aber insgesamt stehe ich doch mehr auf die Live Sachen, auch auf das ganze drum herum, du bekommst einfach die direkte Resonanz von den Leuten.

Wie entstehen Eure Songs?

Roman: Bei mir kommen meistens erst eine Melodie oder Akkorde, die ich interessant finde. Danach folgt der Text. Regelmäßig kommen Phasen, in denen einfach das Verlangen da ist, sich etwas auszudenken oder etwas musikalisch zu verarbeiten.

Gunnar: Anfangs habe ich die Songs komplett alleine geschrieben und arrangiert. Jetzt hat Roman auch einiges geschrieben, manches ist auch mit der ganzen Band entstanden. Meistens habe ich wie Roman auch ein Riff oder eine Melodie, die mir in den Sinn kommt. Und dann versuche ich, gut klingende Worte zu finden. Wenn ich die habe, baue ich den Text drum herum.

Malte: Roman und Gunnar kommen meistens mit Ideen oder auch schon vorproduzierten Sachen an und spielen sie vor, der Rest der Band stimmt zu, mäkelt rum, gibt seine Ideen dazu, verbessert und letztendlich kommt etwas heraus, was dann schon ein Gesamtbandprodukt ist.

Welche Priorität nimmt die Musik derzeit in eurem Leben ein?

Gunnar: Das ist mein Leben.

Roman: Neben meiner Familie und meinen Freunden ist sie eigentlich das wichtigste für mich.

Malte: Da ich mittlerweile in Hamburg wohne und von der Musik lebe, steht sie natürlich neben dem Privaten an allererster Stelle!

Ist vielleicht mal eine längere Tour geplant?

Roman: Im Augenblick nicht.

Malte: Das hoffe ich doch! In den letzten Jahren war das immer etwas schwierig zu realisieren, jeder hatte seine Verpflichtungen wie z.B. sein Studium, aber das ist ja demnächst alles vorbei und dann geht's hoffentlich mal los!

Gunnar (grinst): Eigentlich ist die schon seit fünf Jahren geplant...


Was können alte und neue Fans von der neuen CD erwarten?

Malte: 11 Songs, die Lichterloh wirklich treffend widerspiegeln. Da sind Ohrwürmer bei, verträumte Sachen. Die Platte ist definitiv rockiger und etwas dreckiger als die alte. Ich finde sie besser, aber das sagen ja meistens alle Musiker von ihrer aktuellen Scheibe. Was ich hammer finde, ist dass wir dieses Mal echte Streicher dabei haben, da ist wirklich mal ein Traum wahr geworden. Ich hab sonst immer Oasis Scheiben mit den geilsten Streichern gehört und gedacht "Mensch, so was brauchen wir auch mal!"

Roman: Sie ist besser als die letzte. Sie ist runder, rockiger und konsistenter. Der Stil hat sich gegenüber der letzte CD etwas verändert, dennoch ist es sehr deutlich eine Lichterloh CD und ein Fan von "Heute geschlossen wegen gestern" wird die neuen Nummern sicherlich ins Herz schließen.

Gunnar: Ich finde, die Leute selbst sollten entscheiden, ob und was sich geändert hat. Man selbst sieht das immer so und so… Geht ja auch nicht anders, na ja, jedenfalls ist es die wohl in sich schlüssigste Platte, die wir je gemacht haben. Mit vielen guten Songs… Nach wie vor mag ich die Songs der alten Platte auch noch. Vom Sound und der Spielkultur her ist sie natürlich auf dem Stand von 2002/2003, was nicht gänzlich schlecht ist. Aber die neue Platte ist einfach weiter vorne... wäre ja auch schlecht, wenn nicht...

Spielt Ihr alte Songs immer noch gerne, oder distanziert man sich nach einer Zeit?

Gunnar: Also ich auf jeden Fall gerne. Es haben sich so viele Songs angesammelt, da spielt man immer einen bestimmten Stamm an Songs, und je nach Programmlänge taucht der eine oder andere in letzter Zeit selten gespielte vielleicht mal wieder auf. Der Rest der Band tut sich immer schwer, auch mal wieder eine alte Nummer zu spielen, aber ich habe da überhaupt kein Problem mit. Liegt aber auch daran, daß die älteren Songs alle von mir sind… und an den eigenen hängt man ja besonders.

Malte: Ein paar haben wir definitiv aus dem Programm geschmissen, das ging dann einfach irgendwann nicht mehr. Wir haben uns alle verändert und weiter entwickelt und da möchte man bestimmte Sachen einfach nicht mehr spielen. Manchmal passiert es aber auch, dass wir alte Songs in abgewandelter Form spielen.

Roman: Manche Songs kann man wahrscheinlich ein Leben lang spielen, so wie man ein bestimmtes T-Shirt oder eine bestimmte Hose, sei sie noch so alt und ausgelatscht, niemals weggeben würde. Andere Lieder sind irgendwann mehr oder weniger schnell verbraucht und man ist froh sie ablegen zu können.

Habt Ihr Euch für das Konzert in Hamburg schon was Besonderes einfallen lassen?

Malte: Zunächst einmal war es uns wichtig, überhaupt das Album in Hamburg zu präsentieren. Wir hatten ehrlich gesagt etwas die Nase voll davon, evtl wieder "nur" in einem Laden in der "Heimat" zu spielen. Das hat für mich auch etwas mit "sich ausruhen" zu tun. Wenn man immer nur in der eigenen Region spielt, ist es keine große Kunst einen Laden voll zu machen. Hamburg ist da eine echte Herausforderung. Außerdem waren uns die Hanseaten beim OXMOX Bandcontest dermaßen wohl gesonnen, dass das einfach sein musste!!!

Roman: Ja. Ein paar Extras haben wir eingebaut. So gibt es eine deutsche Version von David Bowies Song "Heroes" zu hören und des Weiteren wird Flo (Schlagzeuger bei Echt) exklusiv eine Nummer im Set trommeln.

Wie ist der Kontakt zu anderen Bands aus der Region?

Roman: Eigentlich bescheiden. Wir haben öfter mit Philipps Firma zusammengespielt und das Verhältnis ist freundschaftlich.

Malte: relativ schmal, was eigentlich ein bisschen schade ist. Aber in unserem Alter sind in der Musikrichtung irgendwie auch gar nicht so viele am Start.

Gunnar: Also ich bemühe mich schon und finde das immer gut, wenn sich Bands untereinander austauschen. Gibt natürlich einige, die zur -ich nenn das mal im weitesten Sinne - "Lichterloh-Familie"gehören. Wie z.B. Flavour Saver oder die Ralphtones, mit denen ich gerade eine Platte aufnehme. Dann gibt es noch Reconic aus Spenge, deren Bassist mal bei uns ausgeholfen hat. Mit Filipps Firma aus Bünde haben wir öfter was gemacht, das sind auch nette Leute.

Werdet Ihr von einem Label unterstützt? Welches?

Roman: Bislang nur unser eigenes "Hauslabel" Gänsefleisch Records. Wir sind auf der Suche.

Erzählt ein interessantes, ein beeindruckendes und ein witziges Erlebnis aus der Bandgeschichte

Roman: Wir sind ein witziger Haufen, da passiert schon mal die ein oder andere komische Geschichte. Aber am besten erzählen kann sie sowieso der Klöpper ;-)

Malte: Oh, da war und ist immer wieder einiges. Das kann alles mögliche sein, sowohl bei großen als auch bei kleinen Gigs. Mit dem Panikorchester von Udo war es teilweise schon richtig witzig und auch immer mit langen Nächten verbunden. Die hauen immer noch ganz schön auf die Kacke und geben definitiv die besten Geschichten zum Besten. Beeindruckend ist es aber auch, irgendwo zu spielen und zu sehen, dass die Leute echt jede einzelne Songzeile kennen (manchmal sogar besser als Roman hahaha!!!!)

Gunnar: Oh, damit könnten wir ein ganzes Buch füllen... Insbesondere die Erlebnisse rund um die Support-Gigs für Lindenberg, Echt oder Neues Glas... oder die Aufnahmen mit Steffi Stephan im Jovel Studio vor zwei Jahren... Da nimmt man soviele Geschichten und Erinnerungen mit, das würde den Rahmen hier jetzt sprengen.

Was kann in nächster Zeit von Lichterloh erwartet werden?

Malte: Ich hoffe doch einiges! Mal sehen was so passiert!

Roman: Eine DVD, auf der ein aktuelles Unplugged Konzert zu sehen sein wird. Außerdem enthält sie eine Bonus CD mit drei neuen Songs. Ansonsten werden wir erstmal spielen und unser Album präsentieren.

Möchtet Ihr sonst noch etwas loswerden?

Malte: Kauft die neue Platte, sie klingt fast so gut wie sie aussieht…!!!

Gunnar: Auf jeden Fall!

 

Das Interview führte Karl-Hendrik Tittel vom "Stadtgespräch".